Demokratische Republik Georgiens: Teil I

Wie alles anfing

Demokratische Republik Georgiens – 1918-1921. 100 Jahre trennen uns von den Ereignissen und der tragischen Geschichte, die sich in 1918-1921 Jahren in der Demokratischen Republik Georgien abgespielt haben. In 2018 hat Georgien die ersehnte Freiheit und Unabhängigkeit erlangt. Das Land war auf dem Weg, sich demokratisch zu entwickeln. Leider hat die Aggression Sowjetrusslands die Hoffnungen und Erwartungen eines großen Teil der georgischen Nation zerstört. Der Erste Weltkrieg war gerade vorbei, der das Leben vieler Menschen und Länder, einschließlich Georgiens, radikal veränderte.

Am 26. Mai 1918 wurde die Demokratische Republik Georgien gegründet, und nach einer langen Pause prägte sich der Name Georgien wieder auf die politische Weltkarte ein.

An der Kreuzung von Europa und Asien, auf dem historischen Territorium Georgiens, bildete sich ein moderner Staatstyp, der weder Tradition noch Erfahrung mit der Demokratie hatte. Die politische Elite schuf bereit im November 1917 den Nationalrat von Georgien und ihr Exekutivkomitee unter dem Vorsitz von Noe Zhordania.

26. Mai. Tag der Unabhängigkeit

Koalitionsregierung & Mehrparteiensystem

Gemäß der Vereinbarung der im Nationalrat vertretenen Parteivorsitzenden wurde die Koalitionsregierung gebildet. Noe Ramischwili, einer der Führer der Sozialdemokratischen Partei, wurde zum Regierungsvorsitzenden und Innenminister ernannt. Mitglieder derselben Partei leiteten vier weitere Ministerien. Zwei Minister waren von der Sozialistischen Föderalistischen Partei und je einer von der Nationaldemokratischen und der Partei der Sozialrevolutionären.

Es war eine Tatsache, dass eine politische intellektuelle Elite gab, mit europäischem Wissen und Bildung sowie den westlichen Werten und Prinzipien. Dies führte dazu, dass im Land ein politisches Mehrparteiensystem gebildet wurde: mit der Meinungsfreiheit , Schutz und Anerkennung grundlegender Menschenrechte, ethnischer Minderheiten und Frauenrechte. Allgemeine Wahlen wurden sichergestellt, die Bevölkerung beiderlei Geschlechts, die das 20. Lebensjahr erreichte, genoss die Wahlstimmen gleichermaßen. Frauen hatten sowohl das aktive als auch das passive Wahlrecht, das in vielen fortgeschrittenen Ländern noch nicht etabliert war.

Demokratische Republik Georgiens, Gründungsversammlung
Demokratische Republik Georgiens, Gründungsversammlung © www.26may.ge

Zwischen Abgeordneten gab es 5 Frauen. Neben Georgiern wurden Vertreter fast aller in Georgien lebenden Nationen als Abgeordnete gewählt, nämlich: Armenier (5 Abgeordnete), Russen (3), Osseten (3), Juden (3), Deutsche (1), Aserbaidschaner (1) , Griechen (1).

Am 21. März 1919 billigte die Gründungsversammlung Georgiens [Vorsitzender Nikolos (Karlo) Tschcheidse)] die neue Regierung der Republik, die diesmal aus einer Partei bestand und nur aus der siegreichen politischen Kraft – den Sozialdemokraten – bestand. An der Spitze der Regierung stand Noe Zhordania.

Die neu geschaffene Republik Georgien lebte unter den Bedingungen eines Haushaltsdefizits, aber der Staat kümmerte sich immer noch um das würdige Dasein seiner Bürger. Für Personen, die ihre Arbeitsfähigkeit verloren und einen Arbeitsunfall erlitten haben, wurde eine Rente eingeführt. Zur Überwindung der Arbeitslosigkeit wurden Arbeitsbörsen und Arbeitskommissionen eingerichtet. Die Verfassung von 1921 verbot Jugendlichen und Frauen im Allgemeinen Nachtarbeit; Der Staat war auch dafür zuständig, die Arbeitslosen «durch die Stellensuche oder die Bereitstellung einer Versicherung» zu unterstützen.

Wirtschaftliche Situation

Seit der Unabhängigkeitserklärung am 26. Mai 1918 musste die Regierung eine umsichtige Wirtschafts- und Finanzpolitik betreiben, um die Staatlichkeit aufrechtzuerhalten, obwohl dies für den neu gegründeten Staat keineswegs einfach zu erreichen war.

Die Sozialdemokratische Partei spielte die führende Rolle in der Regierung der ersten Demokratischen Republik Georgien. Die Politik der Partei basierte auf dem europäischen Sozialismus. Der Erste Weltkrieg und die nationale Revolution vertieften die Wirtschaftskrise in Georgien weiter.

Unmittelbar nach der Unabhängigkeitserklärung Georgiens wurde es dringend, die Frage der Einführung eines Währungssystems und einer Währung zu lösen. Die herausfordernde politische Situation verlangte von der Regierung, jegliche Komplikationen im Inneren zu vermeiden, da sie nicht nur die Unabhängigkeit Georgiens, sondern auch die physische Existenz der Nation gefährden würde.

Demokratische Republik Georgiens, 1000 Rubel

Vor der Einführung eines eigenen Währungs- und Finanzsystems blieben die in Tiflis gedruckten Geldscheine [Bon] des Transkaukasischen Kommissariats in der Demokratischen Republik Georgien im Umlauf. Im Juli 1919 begann per Dekret der Konstituierenden Versammlung die Ausgabe von Anleihen der Republik. Der georgische Bon war eines der wichtigsten Attribute des souveränen Staates. Auch die Einführung der Landeswährung, die «Martschili1» heißen sollte, wurde diskutiert, aber die Arbeiten daran konnten nicht abgeschlossen werden. Im Dezember 1919 wurde die Staatsbank der Demokratischen Republik Georgien gegründet. Dafür wurden 50 Millionen aus dem Haushalt bereitgestellt.

Probleme mit etnischen Minderheiten

In der Demokratischen Republik Georgien lebten auch ethnische Minderheiten. Das Problem der Durchsetzung ihrer Rechte war Gegenstand ständiger Besorgnis des georgischen Staates. Es gab ständige und ernsthafte Schwierigkeiten.

Einige der Minderheiten strebten danach, einen Staat im Staat zu bilden. Der Nationalrat der Abchasen, z.B. strebte die Unabhängigkeit und der Nationalrat von sog. Südossetien forderte Autonomie. Darüber hinaus entfachte sich in Abchasien und in Dörfern von Schida Kartli, das von Osseten dicht besiedelt war, eine separatistische Bewegung. Sie forderten die Loslösung von Georgien und den Beitritt zu Russland. Die Bewegung wurde von lokalen (einschließlich georgischen) Bolschewiki angeführt, die von Sowjetrussland unterstützt wurden.

Die Demokratische Republik Georgien ließ keinen Separatismus zu und schützte die territoriale Integrität des Landes. Die politische Autonomie wurde der gesamten Region Sochumi innerhalb Georgiens verfassungsrechtlich legalisiert. Den Abchasen, die keine andere Heimat haben, und den Osseten, die ihre Heimat im Nordkaukasus hatten, stand keine Autonomie zu. Aus diesem Grund erhielten sie auch keine.

1 Die georgische Bezeichnung für Silbergeld im 16.-17. Jahrhundert

Quelle: «Georgien von 100 Jahren» von Otar Dschanelidse